24. August 2017

NSU-Untersuchungsausschuss: Temme zum dritten Mal als Zeuge vorgeladen

Die GRÜNEN im Landtag wollen den früheren Mitarbeiter des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Andreas Temme, in der morgigen Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses erneut mit den Widersprüchen zwischen seinen Aussagen und den Akten konfrontieren. „Temme war am Tattag am Tatort, aber wir wissen bis heute nicht genau, wann er das Internet-Café verlassen hat, in dem der Kasseler Mord geschah“, erläutert Jürgen Frömmrich, Ausschuss-Obmann der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. „Er hat ausgesagt, nichts von dem Mord mitbekommen zu haben. Auch andere Zeugen haben zwar keine Schüsse gehört, aber ein Sturzgeräusch wahrgenommen. Unter anderem dazu werden wir Temme erneut befragen. Allerdings ist es sein mittlerweile dritter Aufritt vor diesem Ausschuss, der NSU-Ausschuss des Bundestages hat ihn befragt, und im Zeugenstand des Oberlandesgerichts München musste er sich bereits sechs Mal den Fragen stellen.“

 

„Herr Temme hat bislang ausgesagt, eine dienstliche Mail zur Mordserie nicht gelesen zu haben, obwohl er einen Ausdruck dieser Mail abgezeichnet hat“, so Frömmrich weiter. „Auch diesen Widerspruch würden wir gern beleuchten. Allerdings hat Herr Temme das Recht, hierzu die Aussage verweigern, weil gegen ihn in dieser Sache strafrechtlich ermittelt wird. Die Linke hat angekündigt, dass sie den Zeugen mit einer von der Künstlergruppe ,forensic architecture‘ erarbeiteten Nachstellung der mutmaßlichen Geschehnisse am Tatort konfrontieren will. Der Ausschuss wird darüber zu beraten haben, ob dies rechtlich möglich ist. Die Nebenklage in München hatte darauf verzichtet, das Video in den Prozess einzuführen, weil es sich nicht zum Beweismittel eignet.“

 

Vernommen wird außerdem ein Pensionär des Landesamtes für Verfassungsschutz, der im Jahr 2000 die Grillfeier einer damaligen „CDU-Arbeitsgruppe“ im Landesamt organisiert haben soll. „Wir haben dieses Treffen, das sechs Jahre vor dem Kasseler Mord stattfand, bereits mehrfach im Ausschuss behandelt. Für die Untersuchung ist es allenfalls am Rande interessant. Aber es ist uns wichtig, sehr sorgfältig und gründlich den Untersuchungsauftrag abzuarbeiten, den der Landtag uns gegeben hat, und deshalb die letzten Winkel auszuleuchten und lose Enden zu verknüpfen.“