2. November 2017

NSU-Untersuchungsausschuss: Sonja M. soll über Wissen zum Tatort in Kassel befragt werden

Die GRÜNEN im Landtag wollen morgen im NSU-Untersuchungsausschuss insbesondere die Zeugin Sonia M. über ihr Wissen zum Tatort des Kasseler Mordes befragen. „In der jüngsten Sitzung hatte die Zeugin Corryna G., die nach eigenen Angaben bis 2003 der rechtsextremen Szene in Nordhessen angehörte, ausgesagt, dass sie das Internetcafé von Halit Yozgat kannte und mehrfach besucht hatte. Nach ihrer Aussage hatte ihr eine Mitinhaftierte im offenen Vollzug der JVA Baunatal das Café in der Holländischen Straße empfohlen – wir gehen davon aus, dass es sich dabei um Sonja M. handelt“, erklärt Jürgen Frömmrich, Obmann der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Untersuchungsausschuss. „Uns interessiert nun, warum sie G. auf das Café des späteren Opfers hingewiesen hat. Offen ist, ob sich daraus Hinweise auf die wichtige Frage ergeben können, wie die Mörder des NSU ihre Opfer auswählten – bisher konnte Corryna G. keine Verbindung zu dem Tätertrio nachgewiesen werden.“

„Zu unserem Auftrag im Untersuchungsausschuss gehört ausdrücklich zu prüfen, ob die drei Haupttäter bei der Vorbereitung des Mordes möglicherweise von Mitgliedern der rechtsradikalen Szene unterstützt worden sind“, erläutert Frömmrich. „Die Vernetzung der rechtsradikalen Szene aus Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist deshalb für uns alle im Ausschuss immer wieder Thema. Dass Corryna G. das Café kannte, ist in diesem Zusammenhang eine interessante Information. Laut G. hat Sonja M. ihr das Café zum Downloaden von Musik empfohlen. Darüber wollen wir mehr wissen.“

Außerdem als Zeugen geladen sind Wilhelm Kanther, der 2012 vom damaligen hessischen Innenminister Boris Rhein mit dem Projekt einer Neuausrichtung des Verfassungsschutzes beauftragt wurde („Kanther-Kommission“). „Wir wollen ihn fragen, was er als Leiter der Projektgruppe vorgeschlagen hat, um die Arbeit des LfV zu verbessern. Der heutige Innenminister Peter Beuth ist ebenfalls als Zeuge geladen; er hatte den von Rhein bestellten Bericht der LfV-internen Aktensichtung, die noch vor dem Projekt der Neuausrichtung des Verfassungsschutzes begonnen wurde, entgegengenommen.“